Familie

Nie bekommt das Thema Familie so viel Aufmerksamkeit wie in der Weihnachtszeit. Menschen, die sich das ganze Jahr über nie zu Gesicht bekommen, treffen sich ausgerechnet an Weihnachten. Zum Fest der Liebe. Und oft arten diese Begegnungen in alles Andere als Liebe aus.

Weil Mensch Erwartungen hegt, Bedürfnisse erfüllt bekommen, gesehen werden will, bewertet.

Tiere leben uns vor, dass Familie vielfältig, bunt, zusammengewürfelt und nicht nur mit Herkunft zu tun hat.

Mensch bestimmt insbesondere bei den Haus- und Nutztieren, wer mit wem zusammen lebt. Pferde sind, was den Umgang mit diesem Umstand betrifft, wahre Inspirationsquellen. Fohlen werden bereits nach wenigen Monaten von ihren Mammas getrennt. Damit sie für die menschliche Bedürftigkeit ausgebildet und zurechtgebogen werden können. Kaum ein Pferd kennt seinen Vater, geschweige denn, haben Pferde die Möglichkeit, persönliche Bekanntschaft mit ihrem Erzeuger zu machen.

Pferde ziehen mit ihren Menschen dahin, wo es Mensch am besten gefällt und passt. Pferde werden regelmässig aus Freundschaften, Familien herausgerissen ohne gefragt zu werden. Pferde, wenn sie denn überhaupt die Möglichkeit haben in einer Herde leben zu dürfen, werden zusammengestellt wie Möbelstücke, meist ohne Mitspracherecht.

Pferde geben sich den Umständen hin. Nehmen an, wie es ist. Knüpfen Freundschaften, verlieben sich, begegnen einander als Pferdewesen, die auf Familie angewiesen sind. Um zu (über)leben. Um sich sicher zu fühlen. Um gemeinsam zu spielen, Freude und Lust zu erfahren. Um füreinander da zu sein, Trost und Liebe zu spenden. Um zu beschützen, zu führen, zu wachen. Um Pferdeleben zu erfahren. Das alles geschieht in Pferdefamilien bedingungsfrei. Pferde nehmen auch Wesen anderer Arten, sogar Menschen, auf in ihre Familie. Lassen Teil haben und partizipieren. Bedingungslos, respektvoll, liebevoll, fürsorglich, dienend, beschützend.

Pferde fragen nicht nach Herkunft. Zugehörigkeit bedeutet für sie nicht Blutsverwandschaft. Weil Pferde nicht nach Konzepten leben. Pferde leben das Leben, was ihnen angeboten wird. Demütig und in Frieden. Sogar, wenn Mensch sich ihnen gegenüber respektlos, gewaltsam, begrenzend oder manipulierend verhält. Pferde vergeben in jedem einzelnen Moment. Geben eine neue Chance. Integrieren schwache, junge, kranke, alte, traumatisierte Mitwesen. Weil sie um die grosse Pferdefamilie wissen. Weil unter Pferden keine Bewertungen, statt dessen Vereinbarungen zum höchsten Wohle aller Herdenmitglieder walten.

Was wäre, wenn auch wir Menschen uns öffnen und uns lösen von Vorstellungen, Ideen wie und was Familie ist. Aufhören unsere Aufmerksamkeit an Erwartungen und Schuldigkeiten fest zu machen. Statt dessen erkennen, dass wir EINE Menschenfamilie sind. Sinnhaftigkeit über Blutsbande stellen. Weil jede Begegnung, jede Trennung, jeder Lebensumstand der Bewusstwerdung dient.

Mögen wir erkennen, was für grossartige Vorbilder unsere Tierfreunde für uns sein können. Wenn wir unsere Herzen für andere Sichtweisen öffnen. Und mögen wir beginnen, den Tierwesen unsere Dankbarkeit ihnen ebenbürtig zu erweisen.

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