Sinnfragen
Bald feiert ProLiberté seinen ersten Geburtstag. Viel Freude, Begeisterung, berührendes Sein mit den Tieren, tolle Begegnungen, herzerwärmende Unterstützung, traurige Abschiede, Überraschungen, Ganzkörpereinsätze und jede Menge Bürokram begleiten uns seit letztem Sommer in unserem Vereinswirken.
Und dann sind da all die Anfragen von Ponys, die ein neues Zuhause suchen. Jeden Tag könnten wir Pferde retten. Nur sind unsere Ressourcen begrenzt. Und genauso wie das Retten, liegt uns ein natürliches Leben für die geretteten Pferde am Herzen. Dass wir auf ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse eingehen, ihnen ein freies, selbstbestimmtes und behütetes Leben bieten können. So müssen wir viel zu oft und schweren Herzen eine Absage erteilen.
Längst haben wir erkannt, dass das Retten eines Tieres ein Tropfen auf den heissen Stein bedeutet. Weil beim Retten erst alles beginnt.
Weil sich nicht in der tierlichen Welt etwas ändern soll. Weil es das menschliche Bewusstsein ist, das sich ändern darf. Damit gemeinsames Sein auf Augenhöhe für alle Wesen möglich wird.
Wollen wir von ProLiberté alte, kranke, nutzlos gewordene Ponys retten, damit sich Mensch ein “neues” nützliches Pferd in sein Leben holen kann?
Retten, damit verzweifelte, überforderte Menschen entlastet werden, um dann zu merken, dass sie doch nicht ohne ihr Pony leben können? Sich ihren Tierfreund, oder sollten wir dabei nicht eher von ihrem Nutztier schreiben, wieder zurück ins Gefängnis holen. Um weiter, buchstäblich auf dem Rücken der Pferde, ihre persönlichen Bedürftigkeiten auszuleben?
Retten, weil Mensch nicht klar kommt mit den individuellen Bedürfnissen der Ponys. Um dann weiter zu machen mit Welchen, die noch nicht so klar kommunizieren? Die noch demütig die unmenschlichen Ideen erdulden?
Solche Erfahrungen werfen Fragen auf, beschäftigen und lassen uns hinschauen, wo und wie wir von ProLiberté wirken wollen. Dabei bitten wir immer wieder um Führung und Schutz zum höchsten Wohl aller Beteiligten. Damit FÜR die Tiere Veränderung stattfinden darf. Damit Tiere in ihren wahren Bedürfnissen gesehen werden. Denn Tiere wollen nicht «nur» gerettet werden. Sie haben ein Recht auf ein würdiges Leben in Freiheit. Alles Andere sind für uns Kompromisse zu Gunsten der Menschen, zu Lasten der Tiere.