Aus dem Alltag einer ProLibertéWirkerin

Tagtäglich bestärken mich unsere Pferde. Wie sie ihr Pferdeleben leben und mich berühren mit ihrer Genügsamkeit und Dankbarkeit. Egal welche Geschichte hinter einem jedem unserer Schützlinge geschrieben steht. Es sind eben «nur» Geschichten und vorallem gehören sie der Vergangenheit an.

So richte ich, wie die Pony es mir vorleben, meine Aufmerksamkeit auf das was jetzt ist. Freude, Lust am Leben und bedingungslose Liebe, die ich von all den Pferdeseelen, die bei uns im Pferdeparadies leben, erfahren darf. Unsere Herden sind für mich eine Quelle der Zuversicht und Dankbarkeit für alles was möglich ist, wenn Mensch sich auf den Weg begibt. Und eine Quelle der Kraft, all die Geschichten, die mich in meiner Vereinsarbeit erreichen, auszuhalten. Die Wahrheit dahinter zu fühlen und weiter meinen Teil an die Bewusstwerdung unserer Menschenfamilie bei zu tragen.

Und dann sind da auch die Tage, wo ich hadere. Seit ich aus der «normalen» Pferdewelt ausgestiegen bin, begegne ich vielen Menschen, die sich dasselbe wünschen. Und ich erfahre, dass Wünsche erst in Erfüllung gehen, wenn wir Menschen tief in uns ehrlich zu uns selber und unseren wahren Absichten sind. Dass manchmal die Zeit noch nicht reif ist und ich wertungsfrei los lassen darf. Ich einzig Wegkreuzerin bin, um vielleicht eine Spur zu hinterlassen - ohne wissen zu müssen.

Pferde in Gefangenschaft zu halten ist eine grosse Verantwortung. Sie brauchen uns Menschen, um zu überleben. Weil sie unsere Gefangenen sind – weil wir uns entschieden haben, Pferde zu halten. Pferde brauchen gut unterhaltene Wiesen und Unterstände, Heu, Hufpflege und zusätzliche Betreuung, wenn sie sich verletzen, krank oder älter werden. Sprich, Pferde kosten Geld, Aufmerksamkeit und Fürsorge.

Viele Pferdemenschen durfte ich bis hier her begleiten mit ihrem Wunsch nach Freiheit für ihr Pferd. Schlussendlich sind es noch wenige, die den Weg bis zum Ende gehen. Die meisten steigen unterwegs aus. Weil sobald sie begreifen, wirklich fühlen, dass ihr Pferd sie nicht um ihrer selbst willen, sondern einfach dazu braucht, um in der vom Menschen geschaffenen Welt zu leben, das Interesse verlieren an der Freiheit für ihr Pferd. Ja vielleicht sogar überhaupt am Pferd. Was einst bester Freund war, wird zur Belastung oder bleibt Sklave. Und damit verlieren diese Menschen ebenso eine Möglichkeit ihrer persönlichen Freiheit. Um frei zu werden, ist es unumgänglich, sich seinem Schmerz und seinen Ängsten zu stellen. Sie zu beleuchten, zu fühlen, auszuhalten und schlussendlich zu durchschauen. Die eigene Bedürftigkeit zu erkennen und sich selber darum zu kümmern, statt aufs Pferd zu projezieren. Deshalb auch finden Pferde und Menschen zusammen. Weil jede Herausforderung ein Geschenk ist und Möglichkeit schenkt zu erwachen. Bewusstwerdung, Wachstum, Erleuchtung – weshalb wir hier sind.

Ich erhalte viele Zuschriften, wie toll Menschen unser Projekt der freien und natürlichen Lebensweisen für die Pferde finden und deshalb anfragen, ob ihr Pony nicht auch bei uns leben dürfe. Die wenigsten sind bereit, einen finanziellen Beitrag an diese Freiheit bei zu tragen.

Ich verurteile diese Haltung nicht. Ich wünsche mir, dass Menschen einfach zu ihren wahren Absichten stehen, statt sie hinter Opferargumenten zu verstecken. Deshalb schenke ich gerne meine Zeit und Aufmerksamkeit gemeinsam zu be- und durchleuchten.

Es ist ok, wenn ein Mensch sich für einen anderen Lebensplan entscheidet. Einen, wo Pferde keine Bedeutung oder keinen Platz mehr haben. Und ja, es braucht Mut, dazu zu stehen. Ehrlich zu sich selber, zu seinem Pferd und seinem Umfeld zu sein. Nur dann finden sich Wege, weil Leben immer unseren tiefsten Absichten folgt. Weil autenthisch sein Türen öffnet und Bewegung bedeutet. Inszenierungen hingegen lassen uns im Kreis, wenn nicht sogar still stehen.

So übe ich mich immer wieder aufs Neue und bitte um Wertungsfreiheit, Demut und Geduld. Eigentlich bitte ich darum, dass die Liebe in mir, mir den Weg weist. Denn Liebe ist Bedingungsfreiheit.

Danke an alle unsere Unterstützer*innen! Ihr seid grossartig und eine Quelle der Zuversicht für mich und die Pferde. Darüber hinaus seid ihr Pioniere freier und natürlicher Lebensweisen – Danke!

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Hingabe statt Rituale

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Pferde bereuen nicht