Hingabe statt Rituale

Aus dem Alltag einer ProLibertéWirkerin

Menschen mögen Rituale. Wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmässiges Vorgehen nach einer festgeleten Ordnung. Es scheint menschlich zu sein, dass wir nach Ordnung streben.

Pferde, die in Gefangenschaft leben, sind oft an diese starren Rhythmen ihrer Menschen gebunden. Die Pferde werden nicht nur in ihrer Bewegung, in ihren Ruhe- und Essensbedürfnissen eingeschränkt. Es kommen menschliche Ideen und Vorgaben dazu, wann Pferd dem Menschen zur Verfügung zu stehen hat. Nur die wenigsten Pferde dürfen dabei mitbestimmen. Kaum ein Pferd hat ein Mitspracherecht, wie es sein Pferdeleben lebt.

Menschen beklagen sich andauernd. Über fehlende Freiheit, Selbstbestimmung und Vorgaben, die ihr Leben bestimmen. Wohl deswegen projeziert Mensch dann diese Einschränkungen auf sein Pferd. Aus Überforderung, Unbewusstheit? Anders kann ich mir das unmenschliche und zu tiefst übergriffige Verhalten von Pferdemenschen nicht erklären.

Freie Pferde hingeben kennen keine Vorgaben. Das tiefe Vertrauen in die Herde, in das Leben und in die natürliche Ordnung bedürfen keine Rituale und schon gar keinen Rhythmus. Für freie Pferde gibt es einzig den Moment nach dem sie sich ausrichten. Das was ist. Es ist die vollkommene Hingabe ans Jetzt. Freiheit von Plänen, Konzepten und Takt. Weil wir sie lassen. Und uns damit selber die grösste Befreiung bieten. Indem Raum von Ideenlosigkeit entsteht.

So gibt es keine Garantie. Wann und wo ich die Pferde antreffe. Wie unsere gemeinsamen Tage sich gestalten. Ob die Pferde Lust haben mit mir zu kuscheln, ich mich ihnen zum Wandern anschliessen oder sie beim Grasen beobachten darf, die Pferde einfach gerade nur dösen möchten oder untereinander mit Fellpflege und Spiel beschäftigt sind. Für mich eine wunderbare Übungsmatte, mich hinzugeben, dem was ist. Sie fallen und sein zu lassen, die Ideen und Vorhaben. Dafür staunend mich vom Leben überraschen lassen zu dürfen.

Fazit sind Gelassenheit, Friede und Liebe. Was wir alle ja sowieso sind. Was für ein Geschenk, dass die Pferde mich erinnern.

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Vertrauen statt Erziehung - Liebe statt Dominanz

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