Der Irrtum über Rangordnung

In einer intakten Herde gibt es keine Rangordnung. Auf jeden Fall nicht so, wie die meisten Menschen Rangordnung interpretieren.

In unseren Herden beobachte ich, dass jedes Pferd seine Aufgabe hat. Vergleichbar wie in einer Grossfamilie oder einer Gemeinschaft. Diese Aufgaben dienen dem höchstem Wohl der Herde und haben nichts mit Dominanz, höher oder besser zu tun. Pferde sind höchst soziale Tiere. Für Pferde sind Achtsamkeit und Respekt Grundlage einer stabilen Gemeinschaft.

Was ist denn überhaupt eine intakte Herde?

Pferde sind Herdentiere, ihr Überleben und überhaupt ihre gesamte Gesundheit und ihr Wohlbefinden hängt davon ab. Herde vermittelt Sicherheit, Freundschaft und Aufgabe. Aspekte, die ein erfülltes Pferdeleben möglich machen. Da Pferdejungs geboren werden, um zu beschützen, besteht eine Herde aus ein bis zwei männlichen und mehreren weiblichen Pferden. Bestenfalls bunt durchmischt, was das Alter der Pferde betrifft. Wie in einer Grossfamilie eben.

Pferde trennen sich nicht. Ausser die Junghengste die eine eigene Familie gründen oder Jungstuten, die sich einer anderen Familie anschliessen. Oft verbringen Stuten jedoch ihr Leben lang in ihrer Geburtsfamilie. Pferde wandern in und mit der Herde, sie ruhen inmitten der Herde, sie spielen gemeinsam, schenken sich Zärtlichkeiten und stehen sich bei. Und ein jedes Pferd hat seine Aufgabe in diesem Familienverband. Ist respektiert und wertvoll.

So erstaunt es denn auch nicht, dass wir in unseren Herden beobachten, dass der Leit»hengst» Fellpflege mit dem «Clown» der Herde austauscht. Freundschaft kennt keine Rangordnung. Und Pferde haben es auch nicht nötig, Überlegenheit auszuleben. Nur Menschen meinen, mit Dominanz die Aufmerksamkeit und Gefolgschaft der Pferde zu erreichen. Anführer- und Beschützerpferde bestechen durch ihre Gelassenheit, Erfahrung und innere Stärke. Leithengste und Leitstuten werden von ihrer Herde auserwählt. Nicht anders rum. Und sie verdienen sich ihren Respekt jeden Tag aufs Neue. Mit Liebe, Fürsorge, Besonnenheit und Umsicht.

Zurück
Zurück

Pferde werden geboren, um pferdlich zu leben

Weiter
Weiter

Grenzen