Spieglein, Spieglein an der Wand
Beim spazieren mit unserer Hundefreundin begegnen wir immer mal wieder Pferden, die ihre Menschen tragen müssen. Ich weiss, dass diese Menschen, die sich auf ihren besten Freund setzen, natürlich keine bewusste Absicht haben, ihrem Pferdefreund Kummer und Schmerzen zuzufügen.
Die meisten Menschen erzählen mir, wie entspannend, befreiend und wohltuend es sich für sie anfühlt, wenn sie auf dem Pferd sitzen. Das Bild, was die beiden Freunde abgeben, ist jedoch ein ganz anderes. Die Traurigkeit, Überforderung und Geistesabwesenheit wie ich sie beim Pferd wahrnehme, spiegelt sich im Menschen auf Pferd`s Rücken wieder.
Ich selber brauchte einige Zeit, um zu sehen. Mein Liebster hat mich schon einige Zeit vor meiner Erkenntnis darauf aufmerksam gemacht. Und mich auch paar Mal gefilmt und fotografiert beim Reiten. Damit diese Widersprüchlichkeit und meine emotionalen Verletzungen für mich sichtbar wurden. So richtig sehen konnte ich es jedoch erst, als mein Pferdefreund mich seine Schmerzen hat fühlen lassen.
Ich verwendete viel Zeit und Absicht darauf, eine starke Verbindung zwischen Sasha und mir aufzubauen. Weil ich mir wünschte, dass wir sicher und in Freundschaft unterwegs sind. Und wie das so ist mit der Verbundenheit, sie funktioniert natürlich nicht nur bei angenehmen Empfindungen.
Damals begann ich, regelmässig von Sasha abzusteigen. Weil ich die Schmerzen nicht mehr ertrug. Ich musste mich bewegen, (davon)laufen, befreien vom Stechen, Ziehen und dem Druck, den ich im ganzen Körper spürte. Manchmal wurde mir auch übel. So spazierten Sasha und ich immer öfter auf Augenhöhe und ich beendete diese Qual für uns beide.
Zu Beginn meiner Reitentwöhnung spürte ich bei jeder Pferd-Reiterbegegnung Schmerzen. Körperlich und vorallem emotional. Ich spürte Wut, Trauer und wollte nichts mehr mit Reiter*innen zu tun haben. Ich brauchte Zeit und Raum um zu integrieren, zu verstehen, vergeben zu können. Und um Vergebung zu bitten.
Dann habe ich begriffen, dass es nicht darum geht, dass ich die Menschen verändere.
Weil es unmöglich ist. Ich einzig mich selber verändern kann.
Weil Heilung in mir und aus mir heraus geschieht.
Ich habe erkannt, dass es vollkommen ausreicht, wenn ich lebe was und wie ich fühle.
Was für eine erneute Befreiung!
Deshalb freue ich mich über jede Menschenseele, die bereit ist,
hin zu sehen,
hin zu fühlen,
hin zu lauschen.
Sich für andere Erfahrungen zu öffenen. In seinem ganz persönlichen Tempo, auf seine ganz individuelle Weise. Denn es gibt nicht den einen Weg. Es gibt einzig DEINEN Weg. Ich heisse dich herzlich willkommen auf der Wiese du wundervoller Mensch. Mit und bei freien Pferden. Falls du dich einlassen magst auf Befreiung.